Stellungnahme von Jugendarbeiter*innen katholischer und ökumenischer Einrichtungen der Offenen und mobilen Kinder- und Jugendarbeit in den Regionen Mönchengladbach und Heinsberg zur Absage des Vatikans der „Segnung von homosexuellen Paaren“ vom 15. März 2021

MG/HS 1. April 2021
Alle Lebewesen sind Geschöpfe Gottes und von Gott gewollt und geliebt: So verstehen wir die Worte aus der Bibel. Das glauben wir! Und das findet sich auch in den Grundlagen der (nicht nur christlichen) Kirchengemeinschaften weltweit. Schöpfung und schöpferische Kraft beziehen wir nicht ausschließlich auf Fortpflanzung. Schöpferische Kraft findet ihren Ausdruck z.B. auch in Kunst und Kultur, in Gesprächen und sozialem Miteinander, in Lebens- und Liebesgemeinschaften.

Für uns bedeutet schöpferische Kraft nichts anderes, als für und mit anderen etwas Lebensbejahendes zu bewirken! Und dafür steht auch die katholische Offene und mobile Kinder- und Jugendarbeit!

Ausgehend von den Grundsätzen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, in denen Offenheit, Zugangslosigkeit und ein wertfreies Miteinander die Grundlage unseres Denkens und Handeln bilden, leben und arbeiten wir Jugendarbeiter*innen mit Kindern und Jugendlichen in eben dieser Offenheit und begrüßen die Vielfalt von Lebenseinstellungen und Haltungen. In unseren Einrichtungen sollen Kinder und Jugendliche Empathie, Offenheit und Toleranz spürbar erleben. Diese Offenheit, diese Toleranz und dieses Miteinander macht für uns Kirche aus!

Dass Vielfalt unser Zusammenleben bereichert, erleben wir tagtäglich! Sie ist die Grundlage unserer Arbeit. Die Absage an Segnungen für Homosexuelle stellt aus unserer Sicht einen Rückschritt dar!
Wir haben die Aufgabe Vorbild zu sein, eine Haltung von Toleranz und Miteinander zu entwickeln und zu vermitteln, Ressourcen bei Kindern und Jugendlichen zu entdecken und auszubauen sowie Verhalten auszuprobieren und Verhaltensänderungen zu ermöglichen.

Wir sind enttäuscht und entsetzt über die antiquierte Auslegung der Glaubensgrundsätze aus Rom, die eine Segnung anders lebender und liebender Menschen ausdrücklich verbietet. Das ist unserer Ansicht nach nicht nur realitätsfremd, sondern widerspricht dem allumfassenden Grundsatz, dass Gott alle Geschöpfe liebt, sich um sie sorgt und kümmert und sie mit seinem Segen behütet. Wir möchten auch weiterhin gute Vorbilder für Kinder und Jugendliche sein. Vorbilder, die für Ihre Werte einstehen!

Mit einer gemeinsamen Aktion vieler Jugendeinrichtungen in den Regionen Mönchengladbach und Heinsberg setzen wir durch das Anbringen von Regenbogenfahnen und dem Spruch „Segnung für Alle“ ein Zeichen der Solidarität mit und für ausgegrenzte Menschen. Wir heißen sie in unseren Häusern ausdrücklich willkommen!

Unterzeichner*innen:

Aus der Region Mönchengladbach:
Ben Bilstein, KOMJU Offene und mobile Jugendarbeit, Neuwerk und Bettrath
Maren Offermanns, JAM Jugendhaus am Martinshof, Pongs
Anne Wolters, Sarah Slabik, Markus Kleikamp, JUNECO Jugendfreizeiteinrichtungen Holt und Rheindahlen
Maria Russmann-Schmitz, Petra Slomka-Halm, Jugendtreff St. Marien, Rheydt
Theresia Wagner, Yema Gisbertz, Andreas Kreder, Kontaktstelle SKY der ÖJE e.V., Eicken

Aus der Region Heinsberg:
Franziska Fuge, KATHO Jugendzentrum St. Martin, Wegberg
Jaqueline Küppers, KATHO Jugendheim St. Lambertus, Hückelhoven
Christina Meyers, Kath. Kinder- und Jugendzentrum KATHO, Erkelenz

Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der regionalen katholischen Jugendarbeit in MG und HS (KathJA) unterstützen die Stellungnahme der Kolleginnen und Kollegen der Offenen und mobilen Jugendarbeit und teilen die Aussagen.
Annika Koch, Steffi Kemmerling, Maik Vollberg, Florian Hilgers, Felix Eicke, Ingrid Beschorner